Antibiotika sind ein großer Fortschritt der Medizin. Ihre Entdeckung machte Infektionen heilbar und senkte maßgeblich die Sterblichkeitsraten. Das gilt allerdings nur, wenn man sie richtig einnimmt. Viele nehmen sie zu früh, zu spät oder falsch ein und riskieren so Resistenzen oder Nebenwirkungen. In diesem Artikel erklären wir, wann Antibiotika wirklich helfen, wie Sie sie korrekt anwenden und was Sie bei Ernährung, Sport oder der Pille beachten müssen.
Antibiotika müssen immer die gesamte vorgeschriebene Zeit eingenommen werden – auch, wenn es Ihnen schon vorher wieder komplett gut geht! Wenn Sie sich nicht daran halten, ist es gut möglich, dass noch nicht alle Bakterien abgetötet sind. Bakterien, die eine Antibiotikabehandlung überleben, sind sehr problematisch: Das führt 1. zu Rückfällen in Ihrer Krankheit, und 2. zur Verstärkung des weltweiten Problems der Resistenzen von Bakterien gegen Antibiotika.
Viele lagern ihre Medikamente zum Beispiel im Bad. Zu viel Wärme und Feuchtigkeit kann Medikamenten jedoch schaden, sodass sie nicht mehr richtig wirken. Folgen Sie der Aufbewahrungsempfehlung aus der Packungsbeilage und fragen Sie bei Unsicherheit in der Apotheke nach.
Manchmal bleibt selbst bei korrekter Einnahme der Antibiotika über die gesamte vorgeschriebene Zeit etwas in der Packung übrig. Viele Menschen heben sich diese Tabletten dann auf und nehmen sie bei “Gelegenheit”, wenn sie krank sind und ohne ärztliche Verschreibung ja noch “Antibiotika da haben”. Davon ist ausdrücklich abzuraten.
Die Restmenge reicht oft nicht aus, um eine neue Infektion vollständig zu bekämpfen – das fördert Resistenzen. Nicht jedes Antibiotikum wirkt gegen jede bakterielle Infektion. Eine Selbstmedikation kann also die Krankheit verschlimmern, statt sie zu heilen. Außerdem: Antibiotika verlieren mit der Zeit ihre Wirkung oder können sogar schädlich werden.
Bei vielen Antibiotika gibt es Vorschriften, welche Nahrungsmittel während der Einnahme vermieden werden müssen. Viele nehmen diese Regeln nicht ernst genug und verhindern damit, dass das Antibiotikum richtig wirken kann. Folgen Sie den Anweisungen zur Vermeidung von z.B. Milch oder Saft, damit das Antibiotikum seine Wirkung vollständig entfaltet und optimal hilft.
Besonders bei starken Nebenwirkungen wie Durchfall oder Hautausschlag sollten Sie zum Arzt/zur Ärztin gehen. Dasselbe gilt, wenn keine Besserung der Krankheitssymptome nach drei Tagen auftritt.
Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, nicht gegen Viren.
Bakterien und Viren sind beide Mikroorganismen, die Krankheiten auslösen können, aber sie unterscheiden sich grundlegend in Aufbau, Funktionsweise und der Art, wie sie den menschlichen Körper befallen.
Bakterien sind einzellige Lebewesen, die eigenständig existieren und sich vermehren können. Sie besitzen einen eigenen Stoffwechsel und können sich außerhalb eines Wirtsorganismus, zum Beispiel auf Oberflächen oder in der Umwelt, vermehren. Viele Bakterien sind harmlos oder sogar nützlich – etwa die Darmbakterien, die bei der Verdauung helfen. Allerdings gibt es auch krankheitserregende Bakterien, die Infektionen verursachen. Gegen bakterielle Infektionen wirken Antibiotika, weil diese Medikamente gezielt die Stoffwechselprozesse oder die Zellwand der Bakterien angreifen und sie so abtöten oder ihr Wachstum hemmen.

Viren hingegen sind keine eigenständigen Lebewesen, sondern winzige Partikel, die aus genetischem Material (DNA oder RNA) und einer Proteinhülle bestehen. Sie haben keinen eigenen Stoffwechsel und können sich nur vermehren, indem sie eine Wirtszelle befallen und deren Mechanismen kapern. Viren sind für viele bekannte Krankheiten verantwortlich, darunter Erkältungen, Grippe, COVID-19, Masern oder auch AIDS. Da Viren sich in den Wirtszellen verstecken, wirken Antibiotika nicht gegen sie. Stattdessen setzt der Körper auf das Immunsystem, um Viren zu bekämpfen. Impfungen können helfen, das Immunsystem auf bestimmte Viren vorzubereiten, und es gibt auch antivirale Medikamente, die gezielt gegen manche Viren wirken – allerdings sind diese nicht so breit einsetzbar wie Antibiotika.
Zusammengefasst:
Bakterien sind eigenständige Organismen, die mit Antibiotika behandelt werden können, während Viren auf Wirtszellen angewiesen sind und sich nur mit Hilfe des Immunsystems oder spezieller antiviraler Therapien bekämpfen lassen.
Antibiotika wirken nicht gegen Viren. Erkältungen (“grippale Infekte”) sind fast immer durch Viren verursacht. Meistens sind das die sogenannten Rhinoviren. Auch Bronchitis und Nasennebenhöhlenentzündung sind meistens viral bedingt.
Antibiotika verkürzen bei einer Erkältung die Krankheitsdauer nicht und helfen auch nicht gegen Symptome wie Husten, Schnupfen oder Halsschmerzen. Alle diese Symptome treten durch den Kampf des Körpers gegen die Viren auf – ein Antibiotikum greift aber nur Bakterien an und hat damit darauf überhaupt keinen Einfluss.
Im schlimmsten Fall behindern Sie mit der Einnahme von Antibiotika Ihr Immunsystem oder belasten Ihren Körper zusätzlich mit Nebenwirkungen, weil das Antibiotikum auch die hilfreichen Bakterien in Ihrem Körper angreift.
Bei einer Viruserkrankung braucht Ihr Körper aber seine Energie und seinen Fokus auf Ihrem Immunsystem, um die Viren effektiv bekämpfen zu können.
Der Hauptgrund, warum Antibiotika eingenommen werden, obwohl die Erkrankung viral ist, liegt meistens daran, dass Patient*innen den Unterschied nicht kennen und glauben, das Medikament würde ihnen bestimmt helfen. Manche fordern Rezepte nahezu ein und setzen Ärzt*innen unter Druck.
Ein weiterer Grund sind Fehldiagnosen: Manchmal ist nicht klar, ob eine Infektion viral oder bakteriell ist.
Was wirklich bei Erkältungen und anderen viralen Infekten hilft:

Antibiotika sind wirksam bei bakteriellen Erkrankungen wie zum Beispiel:
Weitere Anwendungsbereiche sind die postoperative Prophylaxe und die Tierzucht: In Massentierhaltungen werden Antibiotika oft prophylaktisch verabreicht. Das trägt ebenfalls zum weltweiten Problem der Entwicklung von multiresistenten Keimen bei.
Viele Menschen glauben, dass es ausreicht, Antibiotika nur so lange zu nehmen, bis die Symptome verschwinden. Doch das ist ein gefährlicher Irrtum. Ärzt:innen verschreiben Antibiotika immer für eine bestimmte Dauer, die genau auf die Art der Infektion und das Medikament abgestimmt ist. Selbst wenn Sie sich nach einigen Tagen schon viel besser fühlen, können noch lebende Bakterien in Ihrem Körper sein. Wenn Sie die Einnahme zu früh abbrechen, überleben die widerstandsfähigsten Bakterien. Das kann zu einem Rückfall der Infektion führen.
Noch gefährlicher ist jedoch, dass die verbleibenden Bakterien Resistenzen entwickeln können. Das bedeutet: Sie passen sich an das Antibiotikum an und werden unempfindlich dagegen. Diese resistenten Bakterien können sich dann vermehren und bei der nächsten Infektion schwerer zu behandeln sein, oder sogar an andere Menschen weitergegeben werden.
Übermäßiger Antibiotika-Einsatz fördert Resistenzen. Das bedeutet, Bakterien werden unempfindlich gegen Antibiotika, was die Behandlung schwerer Infektionen erschwert.
Antibiotikaresistenzen sind eine der größten Herausforderungen der modernen Medizin. Durch den häufigen oder falschen Einsatz von Antibiotika (z.B. bei viralen Infektionen wie Erkältungen) gewöhnen sich Bakterien an die Wirkstoffe. Sie entwickeln Abwehrmechanismen, die die Medikamente unwirksam machen. Das hat dramatische Folgen:
Jeder kann helfen, Resistenzen zu verhindern:

Antibiotika sind kein Allheilmittel, sondern ein wertvolles Gut, das verantwortungsvoll eingesetzt werden muss. Nur so bleiben sie dauerhaft wirksam und nur so können wir alle dauerhaft bei schweren Erkrankungen von ihrem Schutz profitieren, wenn wir ihn wirklich brauchen.
Bestimmte Lebensmittel und Getränke können die Aufnahme oder Wirkung von Antibiotika verändern:
Nehmen Sie Antibiotika mit Wasser ein. Bei Milchprodukten wie Milchkaffee ist es gut, zumindest 2 Stunden Abstand zur Antibiotika-Einnahme einzuhalten. Folgen Sie hier grundsätzlich der ärztlichen Empfehlung bzw. den Anweisungen, die Sie in der Apotheke bekommen.
Alkohol sollte während der Antibiotika-Einnahme gemieden werden. Die Leber wird durch beide Substanzen belastet. Außerdem kann Alkohol Nebenwirkungen wie Magenreizungen, Schwindel oder Müdigkeit verstärken.
Nach einer Antibiotika-Therapie braucht der Körper Zeit, um sich zu erholen. Zu früher oder intensiver Sport kann das Immunsystem zusätzlich belasten und die Genesung verzögern.
Achten Sie auf Ihr Körpergefühl: Fühlen Sie sich noch schwach oder erschöpft, gönnen Sie sich mehr Ruhe. Als Richtwert: Warten Sie ca. 3–7 Tage nach Ende der Einnahme, bevor Sie wieder intensiven Sport treiben.
Bestimmte Antibiotika (z. B. Rifampicin) können die Wirkung der hormonellen Verhütung (Pille, Ring, Pflaster) beeinträchtigen. Die empfängnisverhütende Sicherheit ist nicht mehr garantiert.
Fragen Sie dazu in Ihrer Apotheke, ob das Ihnen verschriebene Antibiotikum eine solche Wechselwirkung eventuell hat. Zusätzliche mechanische Verhütungsmethoden (z. B. Kondome) während der Antibiotika-Einnahme und bis zum Ende des aktuellen Zyklus geben dann zusätzliche Sicherheit.
Haben Sie noch Fragen? Ihre Apotheke vor Ort berät Sie gerne. Vertrauen Sie auf kompetente Hilfe, um Antibiotika sicher und wirksam einzusetzen.
Nein. Erkältungen werden fast immer durch Viren verursacht. Antibiotika wirken nur gegen Bakterien und sind bei Erkältungen nutzlos. Sie können sogar schaden, indem sie Resistenzen fördern.
In der Regel ist die Kombination von Ibuprofen und Antibiotika kein Problem. Ibuprofen wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend, während Antibiotika Bakterien bekämpfen. Dennoch: Halten Sie sich an die ärztliche Empfehlung und fragen Sie im Zweifel in der Apotheke.
Am besten lagern Sie Antibiotika in der Originalverpackung, an einem Ort, der trocken und nicht zu warm ist. Außerdem: Außer Reichweite von Kindern!
Manche Antibiotika (z. B. Tetrazykline oder Fluorchinolone) können die Haut lichtempfindlicher machen und das Risiko für Sonnenbrand oder Hautausschlag erhöhen. Meiden Sie direkte Sonneneinstrahlung und nutzen Sie Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor.
Alle Medikamente haben diese Information in ihrer Packungsbeilage. Folgen Sie diesem Vorgehen bzw. der Empfehlung Ihres Arztes/Ihrer Ärztin.
Generell gilt: Erinnern Sie sich kurz nach der geplanten Einnahmezeit (innerhalb von 1–2 Stunden) an die vergessene Dosis, nehmen Sie die Dosis sofort nach. Wenn schon viel Zeit vergangen ist und ggf. die nächste Dosis bald ansteht, kann es besser sein, die vergessene Dosis auszulassen und normal weiterzumachen, um eine erhöhte Dosis mit eventuell stärkeren Nebenwirkungen zu vermeiden. Fragen Sie im Zweifel nach.